Ich hatte immer schon großen Respekt vor dem Alter, denn so bin ich aufgewachsen und erzogen worden. Natürlich ist das schönste, in Würde und Gesundheit den Lebensabend in den eigenen vier Wänden zu verbringen, aber vielen ist das nicht vergönnt. Hiermit möchte ich nur einige meiner vielen Gedanken nach mittlerweile 25 Corona- Hofkonzerten in Alten- und Seniorenheimen zu Corona Zeiten teilen. Es ist nicht ganz einfach zu beschreiben und doch so einfach zu empfinden, wenn man es selbst erlebt, so wie wir, die seit Mitte Mai in Senioren- und Altenheimen unterwegs sind. Gemeinsam mit und gesponsert durch Lichtblick Seniorenhilfe e.V. , die sich als erster Verein seiner Art in Deutschland seit 2003 für Senioren einsetzt, deren Mittel für ein Leben in Würde und gesellschaftliche Teilhabe nicht ausreichen.

Wir, die zuhause bleiben durften und nun denen begegnen dürfen, die bei und mit Ihren Schützlingen, den Bewohnern*Innen, geblieben sind. Die, die sich gekümmert haben und natürlich heute noch kümmern; Tag für Tag, Nacht für Nacht. Sich um die Menschen sorgen, die Monate lang keinerlei sozialen Kontakte zu Ihren Familien, den Kindern und Enkelkindern, Freunden hatten und die selbst kaum mit anderen Mitbewohnern zusammen kommen durften. Den Lebensabend in Würde und Respekt verbringen zu dürfen, umsorgt, gepflegt, ermuntert, motiviert und getröstet von großartigen Menschen, dem PFLEGEPERSONAL, die, denen wir in jedem Seniorenheim begegnen dürfen. Heiterkeit und Fröhlichkeit, Ruhe und Geselligkeit, Geborgenheit und Freude, Fürsorge und Menschlichkeit, Lebensfreude und Lebensqualität versprühen, selbst in den dunkelsten Stunden und Tagen, das ist die Kunst der BERUFUNG der Pflegenden.

Musik verbindet, Musik berührt und hat besonders auch bei Demenzkranken eine belebende Wirkung. Wir durften während unseren Konzerten schon so viel erleben, so viel sehen, so viel verspüren und bekommen selbst dabei so viel zurück; bei unseren Lichtblicke schenkenden Hof-Konzerten. Berührendes, Freudiges, Trauriges, Dankbarkeit, Lachen, Weinen, strahlende Augen, zitternde Hände, Demenzkranke aber auch „Rollator und Rollstuhl Rock’n Roll“.

Wenn eine 102-Jährige Dame, extra elegant gekleidet für unser Konzert, sich von Ihrem Stuhl erhebt um sich vor dem Tenor und Sänger, Giuseppe Del Duca zu verneigen, dann bescherte uns das mehr als Gänsehaut. Wenn Pfleger und Pflegerinnen vor Freude mit ihren hoch betagten Schützlingen ob mit oder ohne Rollstuhl tanzen, klatschen und gemeinsam alle den Gefangenen-Chor aus Giuseppe Verdi’s Oper Nabucco singen, dann spüren wir ganz deutlich die Anspannung und den seelischen Stress der letzten Monate, aber auch die Freude und das kurze loslassen‚ um sich für einen Moment wie im Italien-Urlaub zu fühlen, so sagte uns ein Heimleiter nach dem Konzert.
Wir haben großen RESPEKT vor dem betagten Alter und einem Lebensabend in Corona Zeiten und unsere HOCHACHTUNG gilt den Menschen, für die am Anfang viele klatschend auf dem Balkon standen, denen viel versprochen wurde, aber für die sich bis heute leider nichts geändert hat. Sie gehen weiterhin lächelnd und mit ganz viel Energie Ihrer Berufung nach, für andere Menschen da zu sein, in guten und auch in sehr schlechten Zeiten.
